Sicher kennt ihr die Geschichte des Phönix, dieses mystischen Wesens, das am Ende seines Lebens verbrannte, um aus seiner Asche wieder zu entstehen und sich mit neuer Vitalität kraftvoll in die Lüfte zu erheben. Ich bin Lotte, und ein wenig fühle ich mich wie so ein Feuervogel.
Mein Phönixerlebnis begann im Dezember 2009. Damals war ich Mitte vierzig und seit fünfundzwanzig Jahren mit meinem Mann verheiratet. Zur Familie gehörten zwei Kinder, die dem Kindsein bereits entwachsen waren und ein dickköpfiger Terrier. Wir lebten in dem kleinen Häuschen, in dem schon meine Oma den Großteil ihres Lebens verbracht hatte – und ich meine ersten sechs Lebensjahre mit ihr.
Ich liebte den großen Garten, die Gemüsebeete und den Teich mit seinen Bewohnern, den Molchen, Fischen und Libellen. „Du solltest glücklich sein“, dachte ich oft. Und versicherte mir gleich darauf, dass ich es ja auch sei, so glücklich, wie es in der Realität des Lebens nun mal möglich ist. Ich hatte alles, was frau sich nur wünschen kann. Doch ich spürte zugleich, dass irgendetwas gar nicht stimmte.
Über viele Jahre hatten sich Magen-Darm-Probleme und Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu einem massiven Problemberg aufgetürmt. Angst- und Panikattacken erschwerten mir das Leben zusätzlich. Woher sie kamen wusste ich nicht. Auf der Suche nach Hilfe entpuppte sich das Internet als sprudelnde Informationsquelle. Ich entdeckte ein Gesundheitsforum, in dem ich oft und gerne las. Nach und nach beteiligte ich mich mit eigenen Beiträgen. Doch schließlich ging es mir gesundheitlich so schlecht, dass ich für eine Weile ins Krankenhaus übersiedeln musste.
Doch auch nach diesem Aufenthalt ging es mir nicht wirklich besser. Ich konnte kaum noch essen, vertrug einfach nichts mehr. Körperlich und seelisch war ich an einem Tiefpunkt angelangt. Ich spürte die Wand hinter meinem Rücken und sah keinen Ausweg mehr. Ich beschloss, meine Problematik in besagtem Forum zu schildern. Vielleicht gab es dort jemanden, der ähnliches erlebt hatte und mir helfen könnte. Ich hatte Glück. Ein Teilnehmer antwortete. Michael. Er hatte meinen Hilferuf verstanden. War es wirklich nur ein glücklicher Zufall, dass Michael hier in mein Leben trat? Sicher weiß ich, dass dies ein elementar wichtiger Wendepunkt in meinem Leben war.
Ein ungewöhnlicher Austausch begann, der mein Leben komplett auf den Kopf und wieder zurück auf die Füße stellte. Michael wurde immer mehr zu meinem Mentor und Freund. Persönlich begegneten wir uns nie, doch wuchs zwischen uns eine tiefe und ganz besondere Beziehung. Wir schrieben uns viele Mails, oft mehrmals täglich. Dieser Austausch wurde zu einer wahren Schatztruhe für mich.
Einiges aus dieser Schatztruhe möchte ich in diesem Buch mit euch teilen. Die Auszüge aus unseren Texten erzählen meine Geschichte unverfälscht. Eine Geschichte, die auch eine Liebesgeschichte ist.