Neben meinen Träumen gab es natürlich auch noch mein Tagesleben, über das Michael und ich schrieben. Da war zum Beispiel die Suche nach einem Job; ein elementarer Schritt auf dem Weg zur Freiheit. Michael unterstützte mich auch beim Formulieren der Bewerbungen. Wobei er auch hier für mich Bemerkenswertes schrieb:
Gehe locker an die Sache ran. Du bist keine Bittstellerin, sondern ein Vertragspartner. Ein Arbeitgeber sucht jemanden für eine bestimmte Aufgabe und du bietest Deine Arbeitskraft dazu an. Beide können nein sagen, wenn sie das Gefühl haben, das passt nicht zusammen. "Bewirb" Dich nie; Du bist eine reife und erfahrene Frau und machst ein Angebot!
So hatte ich das bisher nicht gesehen. Das war eine sehr andere Art, an die Sache heranzugehen. Mit dieser auch emotionalen Unterstützung gelang es mir, selbstbewusster und spürbar lockerer in Gespräche mit potentiellen Arbeitgebern zu gehen.
Recht schnell fand ich dann auch einen sogenannten Minijob - auf 450 €-Basis. Damit einzusteigen stellte sich als gut heraus; so konnte ich mich behutsam wieder ins Arbeitsleben eingliedern, ohne mich gleich zu Beginn zu überfordern.
Daneben arbeitete ich weiter an meiner Webseite. Auch hier war ich gefordert; eine eigene Webseite zu bauen, sie zu strukturieren, Fotos zu machen, Texte zu schreiben – das waren schöne, aber überaus große Aufgaben für mich.
In meinem Zuhause blieb es angespannt. Meinem Mann ging ich aus dem Weg so gut ich konnte. Sein Verhalten wechselte; anfangs hatte ich das Gefühl, er unterstütze mich bei meinen Versuchen, selbstständiger zu werden. Doch es dauerte nicht lange, da häuften sich Vorwürfe zu meinem Verhalten und es kam wegen nichtiger Kleinigkeiten zum Streit.
Über unsere wirklichen Probleme zu reden war nicht möglich. Als ich ihn wieder einmal darauf ansprach und ihn fragte, ob er denn nicht auch spüre und sehe, dass in unserer Beziehung nichts mehr stimme, meinte er nur knapp, nein, das sähe er nicht, es sei doch alles in Ordnung, stand auf und ging.
Aber auch ich hatte Angst vor einer Aussprache, denn ich wusste nicht, wie mein Mann reagieren würde, wenn im Laufe des Gespräches das Thema “Trennung“ aufkäme. Was in dieser Situation ziemlich wahrscheinlich wäre.
Feigling! schalt ich mich, sagte mir aber gleich darauf, dass eine Trennung doch in nächster Zeit kaum Thema sein könne. Meine Schritte in eine Selbstständigkeit empfand ich als winzig und mir war nicht klar, wie mir das jemals gelingen sollte.
Ich schwankte zwischen Ängsten und der Hoffnung, es würde doch gehen – irgendwie. In mir spürte ich einen tiefen Wunsch nach Freiheit und Veränderung; da war ein neues und sehr starkes Gefühl, das mich zog.
Und in den Nächten träumte ich.
Lieber Michael,
heute möchte ich Dir wieder einen Traum beschreiben – er scheint in mehrere Kapitel unterteilt zu sein
Ich befürchte, mit dem, was ich weiß, kann man auch nicht viel anfangen, denn er ist nicht klar.
Eindrücklich für mich ist dabei auch, dass ich von diesem Wesen, das ich (wieder mal) nicht zu Gesicht bekomme, schon öfters träumte. Ebenso ist die Geschichte ähnlich. Sie scheint sich fortzusetzen – es ist, als ob ich schon öfter „dort“ war. Geschichte und Wesen empfinde ich als vertraut.
„Wir“ - das ist eine Gruppe von Menschen und ich - versuchen ein (das) Wesen aufzuhalten oder abzuwehren.
Dieses Wesen „tut“ nun nicht aktiv und unmittelbar etwas Schlimmes. Wir müssen es abwehren, weil es per se eine Bedrohung ist. Es will zerstören – und das ist auch über große Entfernung hinweg spürbar. Wenn ich das Wesen spüre, stockt mir jedes Mal der Atem – so mächtig und riesig ist es.
Nun gibt es da etwas „Kleines“. Ich weiß nicht genau, was es ist, ob „Ding“ oder lebendig – es scheint von beidem ein bisschen zu sein . Dieses Kleine ist bei uns und nur mit seiner Hilfe könnten wir das böse Wesen aufhalten, schwächen oder unschädlich machen. Aber dieses Wesen kennt das kleine "Ding", weiß davon und will es für sich haben.
Gemeinsam achten wir darauf, dass dieses Wesen das "Kleine" nicht aufspüren kann. Dennoch müssen wir es in die Nähe dieses gewaltigen Wesens bringen – um das Böse aufhalten zu können. Da sich beide erspüren können, „sich riechen“, ist das ein sehr heikles und gefährliches Unterfangen.
Meine Aufgabe z.B. war es, das Wesen an den Ort zu locken, an dem sich das Kleine befindet und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, eine falsche Fährte zu legen, um vom Kleinen abzulenken. Der Schutz des Kleinen vor diesem Wesen ist schwierig.
Das ist ein komischer Traum. Findest Du etwas zum Lesen daraus?
Liebe Grüße von Lotte
Liebe Lotte,
das ist kein komischer Traum .
Monster in Träumen – sind das wovor wir Angst haben (sinnbildlich "das Böse"); "das Gute" (vielleicht die lichte Zukunft?) ist klein und braucht Schutz. Schön, dass Du mit einer ganzen Gruppe zusammenarbeitest!
Es ist wohl kein richtiger Botschaftstraum; er will Dich bestärken, dass Du Dich Deinen Ängsten stellst und den "Traum" vom zukünftig Guten beschützst. In Deinen Träumen tust Du es schon – das kann ins „reale Leben“ durchaus übertragen werden.
Eine Lösung könnte darin liegen, dass Du Dich (im Traum) dem Monster in den Weg stellst und rufst "was willst du von mir?" Vielleicht kannst Du Dir die Botschaft vor dem Einschlafen zurechtlegen.
Liebe Grüße, Michael
Lieber Michael,
gestern vor dem Schlafengehen hatte ich mir den Satz zurechtgelegt und mir dabei vorgestellt, wie ich mich diesem Etwas in den Weg stelle - und dann hat es sich heute Nacht nicht gezeigt, also kein Fortsetzungstraum; so ein Feigling! Dabei war ich wild entschlossen. Schade eigentlich. Ich hätte es so gerne mal versucht und geschaut ob das möglich ist, sich im Traum daran zu erinnern was ich mir vorher vorgenommen habe und wie sich das dann zeigt.
Dazu kommt: Bei aller riesigen Angst (die ich im Traum vor diesem "Etwas" habe) - ich würde mich ihm so gerne mal in den Weg stellen! So sehr gern. Denn da ist immer derselbe Abstand zwischen uns. Das Monster bleibt zwar gefühlt mächtig und riesig, ist aber vage und diffus. Ich würde es gerne mal genauer sehen, und mich würde interessieren, wie es reagiert, wenn ich es tatsächlich schaffe, ihm entgegenzutreten. Mich würde interessieren, was passiert. Auch wenn es sich anfühlt als würde ich dann sterben müssen.
Hast Du Dir denn schon abends Botschaften zurechtgelegt - und sie dann in Deinen Träumen auch „erinnert“, gesagt oder umgesetzt?
Ganz viele liebe Grüße
Lotte