Die Archetypen; Michael kam immer wieder mal kurz auf sie zu sprechen. Der Begriff war mir bekannt und ganz grob kannte ich auch dessen Bedeutung. Konkret und ausführlicher damit befasst hatte ich mich damit allerdings nicht. Was ich nun ändern wollte.
Lieber Michael,
über Archetypen weiß ich nicht viel; aber sie interessieren mich sehr. Meist wird in diesem Zusammenhang auch C.G. Jung erwähnt.
Heute beim Stöbern im Internet las ich, die Archetypen hätten ihren Sitz in unserem kollektiven Unbewussten. Aber was genau ist das und wo kommt es her?
Archetypen sind, wenn ich das richtig verstanden habe, kulturübergreifend. Dann sind sie also weder etwas Angelerntes noch etwas Anerzogenes. Sie müssen dann weit mehr sein als nur Bilder, die über Generationen weitergegeben wurden.
Ganz viele liebe Grüße
Lotte
PS: Beim Schauen fand ich auch Buchhinweise. Unter anderem: "Traum und Traumdeutung. C. G. Jung / Taschenbuchausgabe in elf Bänden".
Von diesen elf Bänden habe ich mir nun drei bestellt („Archetypen“, die Beziehung zwischen dem Ich und dem Unbewussten“ und „Traum und Traumdeutung“. Ich hoffe nur, sie sind nicht allzu schwer zu lesen .
Du kennst sicher etliche seiner Bücher. Gibt es da eventuell eine sinnvolle Reihenfolge, zum besseren Verständnis, in der ich die Bücher lesen könnte/sollte?
Liebe Lotte,
was ich so nebenbei mit den Archetypen einwarf, ist ein sehr interessantes Thema. Um dazu mehr zu sagen, muss ich mir aber auch mehr Zeit nehmen. Interessant besonders für Dich, denn gerade in Träumen kommen immer mal archetypische Gestalten (Monster ) vor und man fragt sich, woher die denn kommen. Träume schöpfen wohl aus dem "kollektiven Unbewussten", das sich dann mit unseren Einzelerfahrungen verbindet.
Was Deinen Bücherkauf betrifft: Weil das Stichwort der Archetypen noch im Raum herumsteht, würde ich Dir empfehlen, dort zu beginnen, weil man sich dann leichter darüber unterhalten könnte, ohne dass ich die Grundprinzipien zuerst in Mails packen muss.
Wie Du sicher bemerkt hast, ist bei mir nämlich wieder einmal die Zeit ein wenig knapp.
Die Gartenarbeit ruft nun auch schon seit einer Woche nach mir; heute kann ich mich ihr nicht mehr entziehen.
Liebe Grüße, Michael
Lieber Michael,
gestern kamen die bestellten Taschenbücher an und ich habe natürlich direkt mit dem Lesen begonnen. Das Thema ist so faszinierend! Ich glaube aber, Du wirst doch für mich etwas Grundsätzliches zu den Archetypen schreiben müssen. Ich verstehe bei weitem nicht alles im Buch. Einzelne Begriffe lese ich im Internet nach; eine "grobe Übersicht" bekomme ich beim Lesen schon. Dennoch ist mir nicht alles klar.
In einigen Passagen meine ich mich wiederzufinden. Hier zum Beispiel (es geht in diesem Absatz um die "Botschaft" in Träumen, dass jeder der in "lichte Höhen strebt" zuerst, als Bedingung sozusagen, in die "dunklen Tiefen" eintauchen muss):
„… Die Aussage des Träumers stößt auf heftige Widerstände von Seitens des Bewusstseins, welches "Geist" nur als etwas in der Höhe Befindliches kennt. "Geist" kommt anscheinend immer von oben. Von unten kommt alles Trübe und Verwerfliche. Geist bedeutet für diese Auffassung höchste Freiheit, ein Schweben über Tiefen, eine Enthaftung vom Gefängnis des Chtonischen und deshalb ein Refugium für alle Ängstlichen, die nicht "werden" wollen …“
Ja, frei über Tiefen schweben, weg-fliegen - das Refugium der Ängstlichen … Das passt ja .
Ich wünsche dir einen wunderschönen, sonnigen und erholsamen Samstag (mit moderater Gartenarbeit )
Lotte
Liebe Lotte,
ich versuche mal, ein paar einleitende Bemerkungen zu den "Archetypen" zu machen:
In früheren Zeiten war die Vorstellung selbstverständlich, dass allen Wesen eine Seele innewohnt. Im Zuge der "Aufklärung" wurde die Welt immer mechanistischer aufgefasst. Ab Darwin brauchte man weder Gott noch Seele, weil sich Leben (angeblich) zufällig durch Mutationen entwickelt hätte. Mechanistische Sichtweisen bestimmen bis heute das vorherrschende Bild der Wissenschaft, weshalb zahlreiche Erklärungsmodelle der Wissenschaft eher verwirren als erhellen (wie ich schon öfters erwähnte, es ist "wissenschaftlich" nicht definierbar, was Leben ist!).
Eines dieser Wissenschafts-Bilder ist die Vorstellung, dass der Mensch als "tabula rasa" (unbeschriebenes Blatt) auf die Welt kommt. Er hat zwar ein paar Instinkte (wie den Saugreflex), aber sonst muss er alles nach und nach lernen. Zwar fielen Widersprüche zur Wirklichkeit schon auf (warum träumen wir so krude Sachen, die wir nie gelernt haben?), aber erst die Riege der Tiefenpsychologen Freud, Adler und Jung nahmen sich dieser Thematik ernsthaft an.
Jung fiel auf, dass die Welt der Mythen und Märchen eine erstaunliche Ähnlichkeit mit manchen Träumen hat. Er postulierte (noch zusammen mit Freud), dass es neben dem Bewusstsein ein wenig zugängliches Un-Bewusstsein gäbe. Ohne Freud sagte er dann, dass dieses nicht individuell erworben, sondern kollektives Unbewusstsein aller Menschen sei. Immer wieder vorkommende Urbilder nannte er Archetypen. Dazu zählen der Held, der das Böse (Tier/Drache) besiegt, genauso wie der Prinz, der seine Prinzessin auf`s Pferd hebt und sie aus der Welt der Kindheit entführt.
Liebe Grüße, Michael
Guten Morgen lieber Michael,
danke!
Je mehr ich im Buch lese, desto mehr Fragen tauchen auf. Am besten, ich bleibe bei Deinen einleitenden Bemerkungen dazu , die sind für mich klar und verständlich.
Das Unbewusste war (so las ich es jetzt) für Freud das persönliche Sammelbecken für alles Verdrängte und Vergessene eines jeden Menschen. Etwas ganz Intimes und Privates. Mit "Seele" hat das nicht viel zu tun. Das klingt für mich vielmehr, als sei da ein Berg voller "Müll" in uns, nicht nach etwas Mystischem.
C.G. Jung aber fand unter (hinter?) diesem persönlichen Sammelsurium noch etwas anderes - das kollektive Unbewusste. Nicht "Meins", sondern "Unseres", allen gemeinsam und für alle dasselbe. Damit werden wir schon geboren.
Ist das so etwas wie die Basis unseres "Menschseins"?
Ist das Teil unserer Seele, oder ist es der "Zugang" (die Verbindung) für uns Menschen zu unserer Seele?
Die Archetypen sind die Bilder, die in diesem kollektiven Bewusstsein "wohnen". Was genau ist ein Archetypus - das ist doch dann mehr als "einfach nur ein „einzelnes Bild“ – eher ein ganzer "Charakter" mit vielen Facetten?
C.G. Jung schreibt von ihnen, als seien sie aus sich heraus lebendig. So liest es sich für mich. Sind diese Urbilder, die Archetypen, von uns Menschen "gemacht"? Entstand das "kollektive Un-Bewusste", indem alle unsere "Erfahrungen" als Menschen sich darin sammelten? Eigentlich kann das aber nicht sein, denn dann wären die Archetypen nicht für alle dieselben.
Es ist auf alle Fälle "da", ganz ohne unser bewusstes Zutun. Wir können diese Bilder in uns nur "entdecken" - in Träumen und Visionen? Aber auch wenn wir sie nicht wahrnehmen, so sind sie doch aktiv und in uns lebendig, dann eben unbewusst.
Habe ich das so bisher richtig verstanden?
Viele liebe Grüße
Lotte