Lieber Michael,
von einem zum nächsten …. weiter geht es mit den Träumen.
Heute sind es drei Träume in Folge. Sie sind noch sehr präsent. Obwohl es drei unterschiedliche Träume mit völlig unterschiedlichem Inhalt zu sein scheinen, habe ich dennoch sehr das Gefühl, sie gehören irgendwie zusammen.
Der erste Traum:
Es klingelt an der Tür. Mein Mann und ich stehen beide im Flur, wir erwarten niemanden. Er ist der Tür näher - also öffnet er. Ich stehe hinter ihm.
Und was nun kam, ging zwar alles blitzschnell, aber mir kam es trotzdem wie in Zeitlupe vor, weil ich so viele Eindrücke und Gefühle in der kurzen Zeit wahrnehmen konnte.
Alles ging völlig lautlos vonstatten. Ich sah und spürte meinen Mann fallen; er fiel wie ein gefällter Baum, der Länge nach auf mich drauf oder in meine Richtung. Er muss mich wohl im Fallen mit sich gerissen haben, denn auch ich fiel um.
Aber was da fiel wie ein gefällter Baum, das war nicht mehr mein Mann, das war ein Toter. Er war schlagartig tot, ich konnte keinen Übergang, kein Sterben hören oder sehen.
Es war wie ein Schock – erst danach sah/wusste ich, er war von "einem Fremden" blitzschnell und wortlos erstochen worden. Dieser Fremde stieg dann über meinen toten Mann – und ich befürchtete jetzt auch an der Reihe zu sein. Da ich aber lag und alles voller Blut war, stellte ich mich tot und hoffte, er würde mich einfach übersehen.
Ich hatte Todesangst, aber das Schlimmste an dieser Szenerie für mich war, wie da aus einem lebenden Menschen plötzlich ein ganz und gar toter wurde, schlagartig, ohne jeden Übergang. Ich wachte auf. …
schlief aber sofort wieder ein. (Was ich seltsam finde).
Dann kam der zweite Traum.
Auch hier ging es um Tod. Aber es war gefühlt nicht mehr bedrohlich. Es ging um meine Eltern. Sie waren gestorben und etliche Menschen trauerten – genau wie ich – um die beiden. Auch sie waren ermordet worden, die Polizei suchte noch nach dem Täter und wir alle versuchten bei der Aufklärung zu helfen. Hier empfand ich keine Angst. Ich war weder Opfer (auch kein potentielles) noch der eventuelle Täter. Ich fühlte Trauer, aber keine Bedrohung und keine Angst. Angst empfand ich "vorne" an dem Platz der Eltern, dort wo sie lagen - nicht bei mir. Die Polizisten/-innen waren "an unserer Seite", waren auch emotional sehr unterstützend. Das fiel mir auf.
Dieser Traum war nicht ganz so stark, er schien abgeschwächter und auch nicht so sehr intensiv, aber zu dem anderen zugehörig zu sein.
Direkt danach kam der dritte Traum, der offensichtlich nichts mit den anderen Beiden zu tun zu haben scheint; Doch wie schon geschrieben, fühlt es sich an, als gehöre er doch dazu.
Das war der ungewöhnlichste der drei. Denn ich ging tatsächlich und ganz real übers Wasser.
Es war ein kleiner und tiefer Fluss. Und es schien auch eine Art Weg zu sein.
Ich war mir ganz und gar klar darüber, dass ich normalerweise wirklich nicht übers Wasser gehen kann . Aber hier konnte ich es offensichtlich eben doch. Ich empfand auch jede Kleinigkeit sehr deutlich; spürte das Wasser unter meinen Füßen. Es fühlte sich einerseits fest an und war doch eindeutig Wasser.
Ich empfand mich im Traum aber nicht als "Auserwählte" , oder gar als heilig , oder als etwas Besonderes. Ich dachte auch nicht, ich sei nun wie Jesus.
Ich "wusste" und spürte nur sehr deutlich, wie „man das macht“ und mir war klar, dass dies jeder, wirklich jeder, kann, wenn man nur weiß, wie!
Es gehört die richtige Einstellung dazu. Im Traum wusste ich, das ist tatsächlich eine "Einstellung" der Wahrnehmung oder des Geistes. Dann geht es spielend leicht.
Dennoch – auch im Traum war ich schon erstaunt darüber. Drum wollte ich testen, ob dies auch dann weiterhin anhält, wenn ich die Wahrnehmung, den Eindruck von „festem Untergrund“ unterbreche – konkret, wenn ich mit dem großen Zeh ins Wasser tauche . (So kommt es ja dann zum Bruch einer Illusion). Ich rechnete damit, nun unterzugehen, aber das geschah nicht. Ich spürte das Wasser und sah die kleinen Wellen, die mein Zeh verursachte - und blieb dennoch stehen.
Das fand ich im Traum schon sehr interessant, spannend und verwunderlich.
Ich ging also diesen „Wasserweg" (ziemlich fasziniert) entlang, bis ans Ende des Flusses. Dort standen mein Mann und meine Mutter und ich hörte, wie sie sich unterhielten. Er meinte, er verstehe mich nicht, ich sei "wirklich unnormal". Meine Mutter schien mich zu verteidigen. Das alles tangierte mich aber nicht – ich war ganz und gar entspannt und gelöst, dachte nur bei mir, das sei jetzt der perfekte Zeitpunkt, um ihn zu sagen, dass ich ihn jetzt und hier verlassen werde.
Und hier endet auch der Traum.
Ganz viele liebe Grüße
Lotte
Nur eine erste und kurze Analyse, liebe Lotte (ich muss noch etwas mehr Zeit für genauere Überlegungen haben):
Ich sehe ebenfalls einen Zusammenhang der Träume.
Ein Mord im Traum ist sehr oft das Brechen mit dem "Davor".
Also trifft es Dein Männchen; Der Mord ist das radikalste Brechen mit ihm.
Einen ähnlichen Schnitt vollziehst Du auch mit dem Mord an Deinen Eltern.
Dass Du übers Wasser gehen kannst, ist ein Ausdruck Deines neuen Selbstbewusstseins. Du traust Dir etwas zu; und das nicht zu knapp!
Übers Wasser wandeln zählt zu den Leistungen der schon weit fortgeschrittenen Träumer.
Aus meiner Sicht verheißt so ein Traum prinzipiell eine positive Entwicklung und dass der Mensch, der so träumt, auch das Zeug dazu hat, sie umzusetzen.
Liebe Grüße, Michael
Wir kamen nicht dazu, uns weiter über diese Träume zu unterhalten - das Leben floß weiter und brachte immer Neues mit sich, über das wir schrieben.
Jenseits meiner Träume, tagsüber, arbeitete ich weiter an einem neuen Leben, von dem ich weder wusste wie es genau aussehen würde noch wie ich es konkret erreichen könnte.
Aus dem 450 Euro-Job wurde eine Halbtagsstelle. Ich suchte neue Begegnungen, lernte weiter Kontakte zu knüpfen, pflegte Beziehungen, erweiterte mein fotografisches Wissen und begann Portrait-Shootings anzubieten.
Das alles waren durchaus größere Herausforderungen für mich. Dennoch - und trotz des „ernsten“ und für mich wichtigen Hintergrundes - geschah das auf eine eher spielerische Weise; was hauptsächlich Michaels Verdienst war. Mit seiner Art brachte er zu aller Ernsthaftigkeit viel spielerische Leichtigkeit und Freude mit hinein. Das tat mir sehr gut und ich stellte für mich fest: Ja, mit dieser Haltung, diesem Empfinden wollte ich meine Dinge in Zukunft tun! So ging ich Schritt für Schritt voran.
Mein Traum, in dem ich über Wasser ging und Michaels Antwort dazu, stärkten mich, gaben mir Kraft und gaben mir Zuversicht. Mir dies immer wieder in Erinnerung zu rufen gab mir Kraft und Zuversicht.
Irgendwann, dessen war ich mir sicher, irgendwann würde sich zeigen, ob ich auch in meiner wachen Wirklichkeit das Zeug dazu hatte, übers Wasser zu wandeln, oder ob dies eine Fähigkeit war, die ich lediglich in meinen Träumen beherrschte.
Völlig überraschend und - wie das Überraschungen nun mal zu eigen ist - ohne sich vorher auch nur ansatzweise anzukündigen, war es dann soweit: „Irgendwann“ war da.