Lieber Michael,


es stimmt schon, sanfte Traum-Hinweise wären bei mir wohl umsonst gewesen. Oder sie waren schon da, und ich wollte sie nicht bemerken.
Nun bleibt also - mein Mann.

Es ist so wie du schreibst - Alltag. Nichts Schlechtes, meist nicht mal Streit und keine bösen Worte. Alltag eben.
Dass unsere Sexualität keine mehr ist, liegt aber an mir. Ich wollte das so. Er hat es nur akzeptiert.
In unserer Beziehung gibt es keine Zärtlichkeiten. Das kann und will er nicht. Seine Art mir zu zeigen, dass er mich liebt, ist, für mich zu sorgen; all das „zu tun“, was Mann eben tun kann. Ich dachte, ich hätte das verstanden und akzeptiert.
Habe ich nicht?!
Kann mich so etwas innerlich so sehr quälen, dass ich diesen Traum träumte? Dass ich so empfinde – und ihn dafür auch noch bestraft sehen will? Ich bin ganz sicher nicht rachsüchtig, so kenne ich mich nicht.

Was soll ich nur damit anfangen …?

 

Liebe Grüße emoticones
Lotte

Liebe Lotte,
ich muss zumindest darauf eingehen:

 

                    Dass unsere Sexualität keine mehr ist, das liegt an mir. Ich wollte das so. Er hat es nur akzeptiert.

 

Ich frage Dich gar nichts; aber wenn meine Frau mir so etwas sagen würde, dann würde ich ein Gespräch beginnen und erst dann wieder damit aufhören, wenn ich genau wüsste warum - und die Gründe auch akzeptieren könnte. Nicht weil ich nicht ohne Sexualität leben könnte, aber weil es ein sehr gravierender Einschnitt im Leben von Mann und Frau ist. Ich habe noch keine Frau getroffen, der körperliche Nähe nicht wichtig gewesen wäre; aber einige, die von phantasielosen Pflichtsex die Nase voll hatten.

Liebe Grüße, Michael emoticones

Lieber Michael,

so direkt sagte ich ihm nie, dass ich nicht mehr mit ihm schlafen will. Ich bin einfach nicht mehr darauf eingegangen. Mein Mann ist froh, wenn er nicht über Beziehung oder Gefühlsdinge reden muss, wieso sollte er also nachfragen. Wie ich schon schrieb, er hat es ohne Worte hingenommen. 

Es ist eigentlich ziemlich einfach: wenn in der Beziehung körperliche Nähe und Zärtlichkeiten lediglich ein "Vorprogramm" sind, die eben absolviert werden „müssen“, dann ist es für mich auf Dauer unmöglich diesen "Pflichtsex", wie Du es nennst, mitzumachen. Das geht einfach nicht. Ich habe es wirklich versucht, ganz ernsthaft, hatte auch mal die ein und andere Idee versucht, aber nichts hat funktioniert. Irgendwann konnte ich es dann nicht mehr ertragen.
Die Sexualität, die ich kenne – auf die verzichte ich gerne und ohne jede Schwierigkeit. 
Allerdings fehlen mir schon Zärtlichkeit und auch wirkliche (körperliche) Nähe – im gesamten Leben, in der Beziehung. Aber es fehlt mir nicht der Sex. 

Über viele Umwege sind wir nun wieder da gelandet, worauf Du mich schon ganz zu Beginn unseres Gespräches hingewiesen hattest. scham

Ganz liebe Grüße emoticones
Lotte

Liebe Lotte,

wir sind bei diesem Thema durch Deinen Traum wieder gelandet.
Ich würde nach meiner Erfahrung aber wirklich sagen, wenn eine Frau in der Mitte des Lebens nicht glücklich ist und kränkelt, dann hat es fast immer mit ihrer Beziehung zu tun - und eine Beziehung ohne Zärtlich- und Körperlichkeit ist keine glückliche Beziehung.

Es ist ärgerlich, wie gefühllos und ungeschickt Männer sein können und verständlich, wenn Du Dich von unbefriedigender Körperlichkeit abwendest. Aber es ist natürlich nicht das, was Du wirklich willst. Frauen wollen umarmen und umarmt werden. Du hast einfach aufgegeben, zu erwarten, dass Du das bekommst, was Du möchtest. Und es ist fast schon tragisch, wenn Du Dich von etwas abwendest, dass Du nie richtig kennen gelernt hast. Scheiß Männer mad.

Aber auch wenn Du es nicht kennst, Ahnung und Sehnsucht hast Du ganz sicher. Deine Seele weiß mehr als Dir bewusst ist. Und vermutlich hat sie es Dir im Traum sehr deutlich gesagt. Vor allem, wie Du Dich verletzt fühlst.

Liebe Grüße, Michael emoticones 

Lieber Michael,


die Umwege die wir gingen, bis wir wieder hier beim Thema landeten, sind und waren wichtig und kein bisschen umsonst. 

Mein Mann - er kann eben nicht zärtlich sein; und nicht über alles reden – und auch sonst manches nicht, das ich mir gewünscht hätte.
Ich wusste und weiß aber nicht, was ich anders hätte machen können um das zu ändern. Natürlich kann ich hingehen und ihn einfach mal umarmen. Früher tat ich das auch immer wieder – gab es dann aber auf, als ich spürte und merkte, dass er es eigentlich nicht wirklich mochte und wollte. Ich kann mir keine Liebe, Zärtlichkeit und Zuneigung „holen“, wenn sie mir nicht freiwillig und gerne geschenkt wird. Ich kann es wirklich nicht scham.  Wer will denn schon Umarmungen und Zärtlichkeiten, die sich der andere abringen muss! Das fühlt man doch, wenn es eine Art "Pflichtübung" ist. Das will ich nicht! Diese Ablehnung dabei zu spüren tut noch mehr weh als gar keine Zärtlichkeiten.


Im Grunde hat sich nichts verändert; alles ist wie vor dem Traum. Und trotzdem sitze ich hier und fühle mich so sehr schlecht. Und habe keine Ahnung, was ich nun tun soll.

Danke lieber Michael, dass Du heute wieder einmal so intensiv für mich da warst und bist emoticones.  
Lotte

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