Lieber Michael,
nun kommt schon ein neuer Traum, den ich Dir gerne erzählen möchte.
Heute Nacht hattest Du doppelten Einsatz!
Du hast gleich bei zwei Träumen, die ich schon öfters träumte, für einen Richtungswechsel und "guten Ausgang" gesorgt. Dank Dir bin ich heute mit einem wirklich super Gefühl in den Tag gestartet.
Ich saß auf einem Gefährt, das mit mir durch die Gegend schoss - völlig außer Kontrolle. Ich hatte keinerlei Einfluss darauf, konnte weder lenken noch stoppen. Bis hierhin kenne ich den Traum sehr gut – ich träumte ihn über längere Zeit immer wieder. Es war wie stets - ich wusste, diese "Fahrt" würde in einer Katastrophe enden; oder zumindest mit einer Bruchlandung. Bisher wachte ich an dieser Stelle immer auf –musste also weder die Katastrophe noch die Bruchlandung erleben.
Heute aber ging es weiter. Du warst plötzlich neben mir auf diesem Gefährt und sagtest: "Sieh dich um, das ist alles "deins" und du hast darüber die Kontrolle! Versuch es."
Und tatsächlich konnte ich zum allerersten Mal dieses Ding lenken! Es wurde langsamer, ich konnte die Höhe bestimmen, in der wir flogen, die Richtung - einfach alles. Sogar die Landschaft um uns herum konnte ich beeinflussen. Das war ein super-gutes Gefühl.
Die Bruchlandung war somit verhindert und wir flogen direkt in meinen nächsten Traum hinein. Ihn träumte ich ebenfalls schon öfter. Hier war ich unterwegs und hatte mich total verirrt, überall gab es zwar Schilder mit Straßen- und Städtenamen, aber keines der Schilder half mir weiter, da mir alle Namen darauf völlig unbekannt waren.
Nun aber, auf diesem Gefährt und mit Dir neben mir, fuhr ich heute Nacht endlich nicht mehr so kopflos-panisch durch die Straßen, wie ich es in dem Träumen davor tat. Heute Nacht fuhr ich langsam und schaute mich bewusst um. Dabei stellte fest, dass ich mich orientieren und sogar nachdenken konnte. Ich hatte das Gefühl, alles im Griff zu haben, trotzdem ich mich in mir völlig unbekanntem Terrain befiand.
Und dann, plötzlich, erkenne ich mir bekannte Namen auf einigen der Schilder und wusste, welche Richtung die Richtige war. Das nächste Happy-End.
Danke, dass du mir heute Nacht zweimal meinen "Hintern" gerettet hast.
Liebe Lotte,
Deine Träume sind echt stark!
Auch C.G. Jung hätte seine Freude daran. Gedanken von ihm - auch über die Träume - sind wirklich lesenswert, weil er ein ehrlicher und kluger Mann war.
Dass ich in Deinen Träumen im positiven Sinn "mitspiele", ist zwar nicht neu, aber zweifellos eine Steigerung, wenn Du mich dabei "erkennst".
Da Träume ja als Bilder-Film ablaufen und Du von mir kein "Bild" haben kannst, woran erkennst Du mich denn? Oder manifestieren sich von mir geschriebene Sätze (bzw. der dahinter stehende Geist) in Worten einer nicht näher erkennbaren Person?
Dass Du die positive Auflösung eines alten Traums zuwege brachtest, ist toll. Inhaltlich scheint der Traum so klar, dass man wohl nicht groß deuten muss.
Liebe Grüße, Michael
Lieber Michael,
Deine Frage, wie ich Dich im Traum erkannte, ist interessant!
Ich fühlte sehr klar, dass Du es bist. Ich spürte Dich genau so wie ich dich „hier" spüre, wenn Du mir schreibst. Ein richtiges Bild hatte ich also nicht - ich spürte Dich.
Die Deutung dieser Träume ist wirklich einfach. Ich will sie mir im Gedächtnis behalten, denn ich habe das Gefühl, mich an sie zu erinnern, zu spüren, was ich da spürte, wird mir in realen brenzligen Situationen sehr helfen können. Ganz praktisch.
Mich (rechtzeitig) daran zu erinnern, dass ich die "Steuerfrau" meines eigenen Bootes bin, dass ich selbst entscheiden kann und soll, was ich tun will – und das alles nicht nur mit dem Verstand zu wissen, sondern es eben auch zu fühlen, das kann mir vielleicht noch öfters "meinen Hintern retten", im ganz realen Leben.
Dabei geht es um so ziemlich alle Bereiche in meinem Leben. Sei es im Umgang mit meinen Mitmenschen, sei es konkret in bei der Frage in meiner Ehe; wenn es darum geht was ich tun und leben will. Aber es geht auch um meine oft stürmenden Gefühle. (Ein bereits gut durchgekautes Thema, ich weiß . Dennoch sind sie ja da.) Auch hier kann und sollte ich entscheiden, wie ich mit ihnen umgehe, wenn sie hochbranden. Welche will ich pflegen und stärken – und welche nicht.
Ich habe es satt, als erste Reaktion auf Neues "Angst" zu empfinden.
Ich denke, diese Art Kontrolle ist Selbstverantwortung. Es ist meine Verantwortung zu lenken – wo will ich hinsteuern: Richtung Freude, innerer Stärke, Übersicht – oder will ich weiter Richtung Angst, Flucht und Panik.
Letzteres trug dazu bei, dass ich andere über mein Leben entscheiden ließ, weil ich es eben nicht tat.
Ich will da nun nichts dramatisieren . Aber diese Angst, das Weglaufen und das Gefühl, keine Macht und Kontrolle über mein eigenes Leben zu haben, das sitzt ganz real und ziemlich fest in mir drin und macht einen gar nicht geringen Teil meines Erlebens aus. Es wäre für mich ein riesen Schritt, könnte ich hier etwas ändern. Auch wenn das vielleicht schwer und schlecht nachzuvollziehen ist.
Ganz viele liebe Grüße
Lotte
Ja liebe Lotte, Du bist die Steuerfrau!
Auch wenn Du Dich unter Deck verziehst, bist Du das.
Nur hast Du dort unten keinen Einfluss auf den Kurs des Schiffes.
Letztendlich steuert jeder Mensch zwischen der Scylla der Vernunft und der Charybdis der Gefühle.
Schluss damit, dass Du Gefühle einfach hinnimmst, wie ein unabänderbares Schicksal. Es geht darum, dagegen anzugehen, wenn die Gefühle weder angenehm noch zutreffend sind. Es geht um das Ende der Pflege der Minderwertigkeitsgefühle: Nichts können, nichts wissen, nichts wert sein.
Schau Dir nur einmal an, was Du in etwa einem Jahr alles geschafft hast! Du musst Dein Potential nur ans Licht schaffen, dann kannst Du was, weißt Du was und bist wertvoll an sich - ohne an Deiner früheren "Erfüllung" zu arbeiten, nur für andere da zu sein.
Liebe Grüße, Michael
Hier waren wir an Punkt meiner tiefsten Ängste angelangt. Diese waren in meiner Ehe und in der mir selbst auferlegten Unselbstständigkeit genährt worden, entstanden aber waren sie weit früher. So sehr ich auch die Ursache dafür suchte, ich fand nicht den einen Auslöser. Seit ich mich erinnern konnte, kannte ich diese Gefühle. Es schien mir, als hätte ich sie in dieses Leben mitgebracht.
Dies nun wirklich aktiv verändern zu wollen – und es womöglich auch zu können! – das kam mir wie eine Ungeheuerlichkeit vor. Ich versuchte mir mein Leben ohne dieses tiefsitzende Gefühl vorzustellen. So recht gelang es mir nicht; doch ich war voller Hoffnung.